Sonntag, 8. August 2010

Campina Puddis in Love

Wenn man nach über einem Jahr das Milchprodukterezensieren wieder aufnimmt, muss was Aufregendes her. So ein Knüller wie damals beim Comeback von Britney Spears. Oder halt, falscher Vergleich. Innovativ, exotisch, berauschend sollte es sein.

Wenden wir uns also dem einzigen weltbestimmenden Thema zu, seit Jahrhunderten von Funk und Fernsehen durchdekliniert und trotzdem botoxfrisch: die Liebe.

Der diesjährige Besprechungsgegenstand würde Susan Stahnke vor Scham im Boden versinken lassen, wo sie, seien wir mal ehrlich, weit weniger stören würde. Der naiv-liebliche Produktname "in Love" steht in bizarrem Kontrast zur Gestaltung der restlichen Verpackung. Wir sehen zwei blutjunge Moussefladen, die sich wollüstig aneinander reiben. Wahrscheinlich sind die beiden nicht einmal verheiratet, ob sie Safer Sex praktizieren, ist nicht ersichtlich.

Das zügelose Treiben ist nicht unbemerkt geblieben. Ein Pärchen Karamellziegel und zwei Brocken Schokolade beobachten das tabulose Paar. Während das Karamell vorerst nur Händchen hält, ist die Schokolade bereits in eindeutig kopulativer Position zu sehen. Am unteren linken Deckelrand und nur schemenhaft zu erkennen: ein offenbar heftig masturbierender Single-Karamell. Ein 80er-Jahre-Fototapetensonnenuntergang taucht die Szenerie in ein puffiges Licht. Als ob das noch nötig gewesen wäre. Auch dem dem Bildungsbürger ist längst klar: Er wohnt einer RTL-II-Reportage aus dem Swingermilieu bei. Die Ansprache am oberen linken Verpackungsrand präsentiert sich der Zielgruppe entsprechend kognitiv kleinteilig: "weniger als 5 % Fett, daher fettreduziert".

"Sodom und Gomorrha!", raunt der konservative Konsument, während er den Löffel tief in das Dessert einfahren lässt. Der Rest ist Stöhnen.

Montag, 10. August 2009

Jogobella.

Das Alusiegel dieses kurzen Eimers Joghurt zeigt eine wütende Menge Kirschen, ein einfaches grünes Banner schwingend unter tiefblauem Himmel. Muss man deutlicher werden?

Nachdem man die Demo brutal beseitigt hat, ist die grau-rosa Seele der Masse zu sehen. Ernüchternd.

Ein erster Geschmackstest. Sauer und nochwas. Konsistenz dünnflüssig, eher langweilig. Das macht doch einen eher mädchenhaft-pupertären, selbstbezogenen Eindruck. Die ganze Wut, das ganze Pathos auf dem Deckel is futsch.

Das Nochwas. Tja. Das ist wohl der bösartige Versuch, Kirschen so zu imitieren, dass ihre ganze... Das ist Kirschenrufmord! Aber, HAH! So leicht ist man dann doch nicht zu irritieren! Das ist niemals Kirsche!

Was für ein Glück, das der Becher nur so kurz ist. Sonst wäre man gezwungen, auch noch ein paar Worte über die "Sahnigkeit" der Masse zu verlieren.

Und es ist für alle das Beste, dass das nicht geschieht.

Sechs. Setzen.

Donnerstag, 28. Mai 2009

hansgeorg51.

Kurze Mitteilung zwischendurch: Die allzeit großartige Frau Gröner schreibt grade, nein, nicht über Milch, sondern über Marmelade. Und zwar zum niederknien wunderbar.

Dienstag, 26. Mai 2009

Froop.

Froop Frucht auf Joghurt. Ohne Konservierungsstoffe. Nun denn. Von Müller. Das ist echt eine Ausnahme. Das Alusiegel wölbt sich schon leicht, das lässt nichts gutes erwarten. Aber, falscher Alarm, es ist ein noch unbewohnter Joghurt. Banane-Kirsch, eigentlich ist das ein 80er-Jahre Mixgetränk. Unter Kennern auch als "Offenes Bein" bekannt. Hier also "Offenes Bein auf Joghurtbett in Plastikbecher unter Aluminiumsiegel".

Ein erster Haps von der Fruchtmasse. Sieht schaumig aus und schmeckt auch so. Riecht nach Industriekirsche UND SCHMECKT AUCH SO. Kennt jemand "HubbaBubba Bubblegum Kirsch"? Genau. Banane nicht die Bohne. Schnell umrühren. Oh. Das war ein Fehler. Denn der Joghurt ist, wenn er denn ein Joghurt ist, eher einer mit schmalem Herzen. Jedenfalls geht er gegen die Prollkirsche gnadenlos unter. Und von der Banane, der feigen Sau, keine Spur. Nüscht. Oder, Moment, diese leicht moderige Eigentümlichkeit des Joghurts, das könnte mit Banane gemeint sein.

Ich hab grade in den Plastikbecher gebissen. Der reißt es auch nicht raus.

Froop ist wahrscheinlich nur nebenbei zum Essen gemeint. Man kann damit vermutlich wunderbar Schnecken aus dem Gemüsegarten vertreiben. Oder sowas.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Energie Schoko Milchmixgetränk.

Eine ganzganz schlimme Geschichte.

Zunächst einmal war es ja schon seltsam, das der fleckenbefellte Leopard seine sandgelbe Tarnfärbung verloren hatte. Aber das erklärt man sich dann schnell mit Evolution, Anpassung an den Großstadtdschungel und so weiter.

Aber wie um Himmelswillen, hat dieser Urbanleopard es geschafft eine ganze ostfriesische Schwarzbunt AM STÜCK zu fressen, so das ihr hornloser Kopf ihm mit gelangweilter Arroganz aus dem Arsche lugt? Unglaublich.

An der Flanke wird Trinkgerät wird mitgeliefert, schwarz, Plastik. Man kann dies oben in den Leopard stechen, da befindet sich eine silberne Membran im Fell.

Nun ja. Was dann in den Mund gelangt, ist eindeutig ein Milchmixgetränk.Mit der Betonung auf Mix. Sehr milder Geschmack. SEHR milde. Da ist sicherlich auch Milch drin. Sicher. Und Schoko auch. Man muss dem schon beharrlich hinterherschmecken und großer Fan von Materialsparmaßnahmen sein. Denn rigoros an Milch und Schoko und Verpackungsdesign gespart wird hier wirklich, Kompliment an die Manschaft...

Wenigstens kratzt das (der, die?) Schoko nicht, mangels Masse. Alles in allem, ein, ähm, eher stilles Geschmackserlebnis nach einem wilden Verpackungsversprechen.

Ein großes Rätsel bleibt: Wie hat die Vogtlandmilch GmbH Plauen es geschafft, die Kuh im Leoparden zu melken?

Welt der Wunder.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Elinas Joghurt nach Griechischer Art.

Zunächst in eigener Sache. Nein, wir leben noch. Nein, ich habe keine plötzliche Milchallergie bekommen. Es ist eigentlich nur viel anderes zu tun. So ist das manchmal. Kan iche mache nix.

So, aber nun zum Ernst den Lebens. Elina hat einen Joghurt. Elinas Joghurt nach griechischer Art eben. Er verfügt über eine auffallend verschrumpelte Alufolie als Verschluss. Vor einem blauen, äh, Weltall ist neben mangelhafter Typografie ein Honig-Slime-Werkzeug dabei zu beobachten, wie es unschuldige Bienenwaben keult.

Griechischer Joghurt hat also offensichtlich etwas mit Honigmassakern im Weltall zu tun. Spannend, spannend, wie man als höflicher Mensch mit bäuerlichem verstand auf der Vernissage zu sagen pflegt.

Alufolie weg, ein sahnejoghurtiger Duft steigt in die Nase, und setzt sich erstmal aufs Sofa. Oh, öäh, eine jaaaanz fiesen Honiggestank setzt sich da oben drauf, sehr bratzig. Uff.

Ein Haps. Joah. Trotzdem, der Honig wird nicht frech, es kommt alles dann doch nicht einfach nur zuckerrübensüß oder industriehonig daher, nein, der Honig atmet leicht sperrholzig und holzschutzmittelig hinterher.

Oh. Vergessen umzurühren. Nicht voll durchgemixt, sondern eher "Marmorkuchen". Erstaunlich. Der Honig wird auch jetzt nicht ausfallend. Sehr manierlich, und trotzdem nicht zu überschmecken. Doch im Ganzen schon, dochdoch, ja. Doch.

Was daran aber nun griechisch sein soll. Ich weiß nicht.

Vielleicht ja der Hinweis, dass Spuren Schalenfrüchten enthalten sein können. Machen Griechen das? Schalenfrüchtehonig? Oder so?

Ach, und noch was: Der griechelnde Fries über und unter Elina ist indiskutabel. Das geht leider nicht. Sehr schlimm.

Dienstag, 31. März 2009

ja! Fettarmer Joghurt mild

Ananas hat ja dann schon eine etwas wilde Frisur, wie man sehr schön bei dem wild dreinblickenden brusthaarrasierten Model auf dem Alusiegel des "ja! Fettarmer Joghurt mild" auf der linken Seite sehen kann. Gleich rechts daneben räkelt sich lasziv eine Ananässin mit senkrechtem anatomischen Hirnschnitt.

Aber, das nur vorweg; es geht ja (wie in allen intellektuell ernst zu nehmenden Dingen) um den Inhalt, und nicht um die Frisur, nicht wahr.

Schaut man unter das Siegel, so bietet sich ein Blick auf einen dünnflüssigen Joghurt in einem aus festerem Trockenjoghurt bestehenden Krater.

Er riecht nach Ananas. Das scheinen die schon mal richtig gemacht zu haben, bei der Firma ja!. Ist ja nicht selbstverständlich.

Es befinden sich erstaunlich große Ananasstückchen in der Flüssigkeit in der Konsistenz von Gummibärchen bis Strohmatte reichend. Dochdoch, es ist ziemlich sicher Ananas, was da drin ist. Eigentlich fast enttäuschend, wäre doch ein Nachbau so verschiedener Konsistenzen vermutlich die beeindruckendere Herausforderung. Aber ich will mich nicht beschweren.

Die Säure des Joghurt und der Ananas ergänzen sich prima, beherrschen Doppelpass und Freistoss mit Antäuschen, man kann sich wirklich nicht beschweren.

Die etwas verspätete, aber ebenfalls vorhandene, leicht pubertäre künstliche Süsse steht dann da doch ein wenig alleine in dem Becher rum, und weiß nicht recht was sie mit sich anfangen soll.
"Das wird noch" möchte man da jovial das Köpfchen tätscheln.

Insgesamt ein leicht positives "OK", möchte man sagen. Tut es dann aber nicht, weil einem ein Wort einfällt, kürzlich von dem Autor dieses Blogs gelernt:

"AnsatzOK".

Sehr schick.

Aber das einem bei diesem Joghurt die Frisur verwildert, kann ich bisher nicht bestätigen. Wäre für mich jetzt auch nicht so das Kaufargument.