Mittwoch, 18. Februar 2009

Müller Kalinka Kefir

Kommen wir zurück zu den Leuten, die sich gerne in lächerliche Situationen begeben.

Meinen ersten Champagnerrausch hatte ich mit Ende zwanzig. Von den Alkoholika, die ich zuvor konsumiert hatte, in der Mehrheit Billigwein und obskure Mischgetränke, war ich ein eher rüdes Ausschalten meiner Kontrollmechanismen gewohnt. Der Champagner benahm sich aber wie eine feine Dame und tat erst mal nichts. Stunden später, ich hatte die zwei, drei Gläschen schon fast wieder vergessen, trübte sich mein Sichtfeld ein, was mir aber nichts ausmachte, da mich gleichzeitig eine milde Euphorie ergriff. Dieser Zustand hielt ungefähr eine halbe Stunde an. Das war der beste Rausch, den ich je hatte.

Leider kann ich mir Champagner nicht leisten. Also machte ich mich auf die Suche nach einem Getränk, das einen ähnlichen Effekt hervorrief. Lambrusco und Schnaps verwarf ich schnell wieder, genauso wie Lambrusco gemischt mit Schnaps. Für das 0,2-l-Glas Batida, das mir zu Beischlafbeschleunigungszwecken in einem Tanzlokal verabreicht wurde, in dem der Ausschank von Batida längst nicht der schlimmste Straftatbestand war, hätte es gewiss auch eine Flasche Aldi-Champagner gegeben. Diese Chance verwehte ungenutzt.

In meiner wachsenden Verzweiflung ließ ich die Grenzen des guten Geschmacks weit hinter mir. Ich konsumierte Kilkenny mit Sekt. Eines Abends, meine Freunde hatten mich längst aufgegeben, startete ich einen letzten Versuch in Sachen experimentelles Trinken.

Erster Abend: ein Glas Kefir, dann ein Glas Bananenmilch.
Zweiter Abend: ein Glas Banenenmilch, dann ein Glas Kefir.
Dritter Abend: ein Glas Kefir und Bananenmilch gemischt.

Diesen lebensverachtenden Selbstversuch konnte ich gottlob schon nach einem Abend abbrechen, denn ich hatte meine Droge gefunden. Es war der Kefir, der mir in Mengen ab 0,25 Liter eine ansehnliche Geisteserweiterung verschafft hatte, erfreulicherweise sogar ohne Sichtfeldeintrübung. Und nachdem ich die Bananenmilch weggelassen hatte, wurde mir nicht mal mehr übel davon. In einem meiner ersten Kefirräusche dachte ich den Satz "Mauersegler rudern nicht", der bis heute mein selbstgedachter Lieblingssatz überhaupt ist.

Achnaja, die Verpackung. Schlimmste Verbrämung slavischer Stereotypen. Zwiebeldächer, zarengrüne Streifen, optisch ein Totalausfall, die Molkerei als Feindbild, alles richtig. Aber wenn's doch wirkt.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Katze lässt das Mausen nicht. Hahahaha

Pe hat gesagt…

Was dachtest du denn?

Anonym hat gesagt…

Trinkbarer Kefir. Aber:

- Müller. NoGo für mich, denen kauf ich nix mehr ab.
- Die dümmliche Verpackung tut weh, fehlt nur noch so ein bunte Holzpuppe.
- Wenn man einmal den Andechser Biokefir probiert hat, schmeckt Müllers Kalinka nicht mehr so richtig ...

Anonym hat gesagt…

man kann Kefir ziemlich leicht selbst herstellen (mittels Kefirpilz). Und eine längere Gärzeit bedingt einen höheren Alkoholwert.
Im Übrigen: ein wundervoller Artikel.