Das ideale Produkt für den umweltbewegten Besserverdienerhaushalt mit dauerschlechtem Sozialgewissen.
Sympathisch: Die Herbstsorten dieses Biojoghurts stehen auch kurz vor Weihnachten noch unverdrossen im Regal. Zweifellos ein Ausblick auf den nahenden Klimawandel und die damit einhergehende Einheitsjahreszeit. Das naturbelassene Personal ist jederzeit für einen Schwatz zur Weltrettung (alternativ: Weltuntergang) bereit. Dieser Zusatzservice variiert in Dauer und Intensität je nach Reformhaus.
Der Joghurt kommt in der familienfreundlichen 500-Gramm-Verkaufseinheit daher. Beim Pfandsystem beweist sich der exakte Zuschnitt auf die Zielgruppe. Die recht schweren und sperrigen Gläser rechtfertigen bereits ab einer Abnahmemenge von vier Stück, dass Mutti mit dem Kombi anrückt. Ist ja auch viel praktischer.
Auf dem Etikett spiegelt sich die Sehnsucht nach dem Weltfrieden wider. Vier Pflaumen befinden sich im innigen Gedankenaustausch mit einem properen Knubbel Ingwer. Die interkulturelle Begegnung ist bekränzt von Blättern, die an Engelsflügel gemahnen, ein herbstlich rotes Ahornblatt mit Heiligenschein spendet seinen Segen. Im Hintergrund findet ein strahlender Herbsthimmel statt. Der Hinweis "ohne Aromazusätze" macht die paradiesische Utopie perfekt.
Im krassen Gegensatz dazu der sensorische Eindruck. Der Biojoghurt mit dem sympathisch natürlichen Fettgehalt riecht zunächst einmal unaufdringlich säuerlich. Das mag den Freund von naturidentischen Aromastoffen enttäuschen. Im Geschmack dominiert jedoch ganz klar die Pflaume. Der Ingwer kann nicht mal als Randgruppe bezeichnet werden, er findet schlicht nicht statt.
Schöner wurde die Völkerverständigung in Wunsch und Realität nie dargestellt. Bravo, Söbbeke!
Dienstag, 9. Dezember 2008
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